Unsere Welt ist schnelllebig, Veränderungen sind nicht mehr vorhersehbar. Wir stellen uns in unserer täglichen Arbeit ständig der Herausforderung, Schnelllebigkeit, Komplexität und Qualität zu vereinen.
Man könnte meinen, es mache keinen Sinn, sich in dieser dynamischen Zeit Gedanken über Ziele zu machen. Die Umstände verändern sich so rasch, sodass Ziele keinen Bestand mehr haben.
Kennen Sie das Phänomen? Sie sitzen mit Ihrem Team zusammen, um eine Änderung in Angriff zu nehmen. Es folgen Diskussionen, in welcher Weise dies geschehen soll. Schließlich wird ein Kompromiss erzielt, der Plan soll nun in die Arbeitswirklichkeit übertragen werden.
In vielen Teams passiert es immer wieder – das Bild des großen Ganzen wird weder genau definiert noch kommuniziert und somit weiß keiner über die genaue Gesamtausrichtung Bescheid. Was oft folgt, ist, dass den Mitarbeitern die Motivation verloren geht, da sie den Sinn hinter ihren Tätigkeiten nicht erkennen können.
Der Coverdale-Firmengründer, Ralf Coverdale, erkannte bereits in den 1950er-Jahren, dass man nur mit einer klaren, gemeinsam getroffenen Zielvereinbarung ein Projekt erfolgreich starten kann. Dies war die Anfangszeit des Projektmanagements: neue Herausforderungen wie laterale Führung forderten neue Formen der Zusammenarbeit.
Für ein effektives und effizientes Arbeiten war es erforderlich, sich auf ein gemeinsames Ziel zu einigen. Um eine klare Zielklärung zu ermöglichen, entwickelte Ralph Coverdale drei Leitfragen, die dies bewerkstelligen sollten:
1. Wozu dient das Endergebnis?
2. Was soll bis zum Zeitpunkt … vorliegen?
3. Woran wird das Endergebnis gemessen?
In den 80er Jahren wurde dann gemeinsam mit dem Kunden Hewlett Packard, der damals weltweit Opinion-Leader zum Thema Kundenorientierung war, dieses Fragen-Set um eine vierte Frage
4. Für wen tun wir das?
erweitert und visualisiert.
Das war der Beginn der Coverdale Zielscheibe, die nach mittlerweile 50 Jahren nichts an Bedeutung eingebüßt hat. Mit diesen vier Leitfragen in den einzelnen Segmenten ist es möglich, alle relevanten Aspekte eines Ziels auf einem Blick zu erfassen und die Abhängigkeiten zwischen den Feldern aufzuzeigen.
Die Coverdale Zielscheibe gliedert sich in vier Bereiche, Sinn/Zweck, Auftraggeber/Stakeholder, Endergebnis und Kriterien, die mit den jeweils dazugehörigen Leitfragen erörtert werden. Die Pfeile in der Mitte zeigen die Abhängigkeit zwischen den einzelnen Feldern auf.
1. Die Frage nach den STAKEHOLDERN: „Für wen tun wir das?“
Wer ist der Auftraggeber, wer sind die Stakeholder? Hier ist es wichtig, alle Personen, die in irgendeiner an der Zielklärung beteiligt sind bzw. vom Ergebnis eines Ziels betroffen sind, vollständig zu erfassen.
2. Die Frage nach dem SINN/ZWECK: „Wozu dient das Endergebnis?“
Sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext nimmt die Frage nach dem Sinn eine zentrale Rolle ein. Fehlt der Sinn im persönlichen Bereich, macht sich dadurch mitunter ein Gefühl der Leere oder Bedeutungslosigkeit breit. Der Psychologe Mihaly Csikszentmihalyi meinte, dass Sinnerfüllung die Aktivierungsenergie für unsere Leben liefert.
Aber auch in beruflichen Themenbereichen kann der fehlende Sinn massive negative Auswirkungen haben. Sind Sinn und Zweck nicht klar definiert, werden oftmals Zeit und Geld investiert, ohne den gewünschten Erfolg zu erreichen.
Der Frage nach dem Sinn und Zweck eines Ziels kommt in der Definition der Ziele eine große Bedeutung zu. Es bildet sozusagen das Herzstück jeder Zielearbeit. Klarheit in dieser Frage zu schaffen, trägt einen wesentlichen Teil zum Erfolg des ganzen Projekts bei.
In diesem Zusammenhang ist es notwendig, sich genau mit allen Stakeholdern (Kunden, Mitarbeitern…) auseinanderzusetzen und der Reihe nach zu prüfen, welchen Zweck jeder einzelne Stakeholder verfolgt. Man kann davon ausgehen, dass sich die Zwecke der einzelnen Stakeholder immer wieder voneinander unterscheiden werden. Je größer das Projekt und somit das Ziel, desto intensiver sollte man sich mit dieser Frage auseinandersetzen.
Egal, ob es sich um einen Projektauftrag handelt, es darum geht, eine Verhandlungssituation vorzubereiten oder eine Entscheidung zu treffen ist: diese Frage ermöglicht in jedem Fall eine Klärung des Auftrags.
Die Auftragsklärung steht im engen Zusammenhang zum Stakeholder bzw. Kunden, denn für eine saubere Zielklärung müssen die Zwecke aller Kunden berücksichtigt werden.
3. Die Frage nach dem ENDERGEBNIS: „Was soll bis zum Zeitpunkt … vorliegen?“
Im Endergebnis wird definiert, welches Ergebnis bis wann erreicht werden soll. In diesem Segment kommen alle Pfeile zusammen, d. h. es haben der definierte Zweck, die Stakeholder und die festgelegten Kriterien einen starken Einfluss auf das, was am Ende des Projekts als Ergebnis herauskommen soll.
4. Die Frage nach den ERFOLGSKRITERIEN: „Woran wird das Endergebnis gemessen?“
Die Kriterien, die im Auftrag erfüllt werden müssen, werden mit dem Kunden/Stakeholder abgestimmt. Sie werden von den Stakeholdern definiert und liefern die Antworten auf die Fragen, die den Stakeholdern gestellt werden sollten. Die Kriterien beziehen sich auf den Sinn und Zweck der Ziele. Jedenfalls sollten Aspekte der Qualität, Zeit und Ressourcen in dieser Fragestellung berücksichtigt werden. Diese Kriterien werden nach Erreichen des Ziels auch für den „Quality Check“ herangezogen.
Zwischen den vier Feldern der Coverdale Zielscheibe gibt es einen interdependenten Zusammenhang, der in der Skizze mit Pfeilen dargestellt wird. Verändert sich ein Parameter in der Coverdale Zielscheibe, kommt es zu segmentübergreifenden Bewegungen und diese eine, möglicherweise kleine Veränderung kann Auswirkungen auf alle weiteren Bereiche dieses Systems haben. Daher ist es notwendig, laufend alle vier Bereiche im Auge zu behalten und immer wieder zu hinterfragen, ob die Inhalte aufeinander abgestimmt sind und nach wie vor zusammenpassen.
Es gilt, über die Ziele Klarheit zu haben, damit man sie schnell an die verändernden Anforderungen anpassen kann. Diese Klarheit bekommt man dann, wenn man die Ziele genau definiert hat und somit einen Überblick über die einzelnen Komponenten eines Ziels erfasst hat.
Klar und vollständig formulierte Ziele werden somit zu einem mächtigen Instrument – auch und gerade in unsicheren Zeiten.
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