Wertschätzung – Was ist das eigentlich? Den Wert schätzen von etwas von jemandem? Wenn wir nicht eine Sache wertschätzen, sondern einen Menschen – Was machen wir dann? Schätzen wir ab: Was der Mensch uns „Wert“ ist? Was er uns nutzt? Was er uns bringen könnte?
Wikipedia meint dazu:
„Wertschätzung bezeichnet die positive Bewertung eines anderen Menschen. Sie gründet auf einer inneren allgemeinen Haltung anderen gegenüber. … Sie ist eher unabhängig von Taten oder Leistung, auch wenn solche die subjektive Einschätzung über eine Person und damit die Wertschätzung beeinflussen.
Wertschätzung ist verbunden mit Respekt, Wohlwollen und drückt sich aus in Zugewandtheit, Interesse, Aufmerksamkeit und Freundlichkeit.“
Umgangssprachlich wird Wertschätzung oft mit Lob und der Anerkennung von Leistung gleichgesetzt. Wertschätzung betrifft immer den Menschen und nicht nur dessen „Ergebnis“.
Wir sprechen nicht von einer Skala, einem Gewicht oder einer Größe als Maßstab, sondern von der inneren Haltung anderen gegenüber. Mit unserer Haltung bringen wir zum Ausdruck, dass wir jemanden respektieren, achten und anerkennen.
„Was jemand denkt, merkt man weniger an seinen Ansichten als an seinem Verhalten.“
Isaac Bashevis Singer (1904-1991)
Wie können wir im Privatleben, als Kolleg*in, als Führungskraft „wertschätzen“- Wertschätzung zum Ausdruck bringen?
Wertschätzung zeigen wir schon mit kleinen Gesten:
- Interessiertes Zuhören
- Rückfragen zum Inhalt des Gehörten
- Anerkennende Blicke
- Zustimmendes Kopfnicken
- Ein verbales „Danke“.
Egal, ob im Privat- oder im Berufsleben – „echte“ Wertschätzung sollte …
- …exklusiv und persönlich zugeschnitten sein.
Menschen wollen nicht nur ein unbedeutendes Rädchen im Getriebe oder das Reserverad sein, obwohl auch das seinen Stellenwert hat. Adressieren Sie anerkennende Worte und Gesten an die Person, die es betrifft. Der/die Empfänger*in muss spüren: „Ich bin damit gemeint.“ „Es ist nur für mich.“
- …konkret sein.
Benennen Sie, was Sie „Wert“schätzen. Ein Schulterklopfen wird erst dann zur wirklichen Wertschätzung, wenn der- oder diejenige auch weiß, was der Auslöser dafür war. Es sollte klar werden, womit er/sie es verdient hat.
- …gefühlvoll geäußert werden.
Gefühle wirken stärker als sachliche Argumente. Für die Glaubwürdigkeit ist daher entscheidend, dass die echte Begeisterung des/der „Sprecher*in“ spürbar wird.
- …tatsächlich ausgesprochen werden.
Es gibt keine stillschweigende Wertschätzung. Wertschätzung lebt davon, dass sie gezeigt, ausgesprochen, ausgedrückt und vermittelt wird. Wer glaubt, der/die andere wüsste schon von selbst, dass er/sie wertgeschätzt wird, irrt sich. Menschen wollen es auch hören, sehen, fühlen, nicht bloß erahnen.
Wie können Sie Wertschätzung wahrnehmbar zeigen? Einige konkrete Beispiele:
- Finden Sie anerkennende Worte!
Drücken Sie aus, was Sie beobachtet haben und welche Bedeutung, welchen Wert das für Sie hat. Verbale Wertschätzung sollte sich aufrichtig anfühlen. Es sollte spürbar sein, dass Sie sich für Ihr Gegenüber interessieren. Der beste Weg: Nehmen Sie sich Zeit für den/die andere/n. Stellen Sie Fragen! Hören Sie zu!
- Sagen Sie „Danke“!
Ein ehrliches „Danke“ geht über ein einfaches Lob hinaus. Es zeigt ebenso Respekt wie Anerkennung für die Anstrengung, die ein/e andere/r auf sich genommen hat und zeigt, dass Sie dies nicht als Selbstverständlichkeit hinnehmen.
Forcieren Sie als Führungskraft eine Unternehmenskultur, in der man selbstverständlich „Bitte“ und „Danke“ sagt.
- Fassen Sie auch mal selbst mit an!
Zeigen Sie sich als Teil des Teams. Geben Sie nicht nur Anweisungen, sondern packen Sie mit an. Seien Sie sich nicht zu schade, eine Aufgabe selbst durchzuführen oder einen „Tisch“ zu bewegen. Kleine Gesten dieser Art tun Ihrem Status keinen Abbruch, zeigen aber, dass Sie sich nicht für „etwas Besseres“ halten und Ihre Mitarbeiter*innnen in erster Linie als Mensch und erst in zweiter Linie als Arbeitskraft sehen.
- Machen Sie den „Wert“ hörbar und sichtbar!
Benennen Sie Erfolge im Kolleg*innen-Kreis oder gegenüber Ihrer Führungskraft! Zeigen Sie, was er/sie getan bzw. beigetragen hat.
- Fragen Sie um Rat!
Kaum jemand kann dem Anliegen widerstehen, sein Können und Wissen weiterzugeben, wenn er/sie darum gebeten wird. Der/die Gefragte fühlt sich dadurch „wertvoller“.
- Investieren Sie Ihre Zeit!
Forcieren Sie als Führungskraft den qualitativen Austausch. Beziehen Sie Mitarbeiter*innen in Ihre Entscheidungen ein. Reservieren Sie exklusive Termine für den individuellen Dialog. Vielleicht auch einen Kaffee außerhalb des Unternehmens, ein gemeinsames Mittagessen. Nehmen Sie sich Zeit zum Zuhören und zum Austausch von Informationen, Ideen, Meinungen – ohne Termindruck und ohne störendes Handy.
- Erkennen Sie die individuellen Bedürfnisse!
Einen anderen Menschen zu wertschätzen, bedeutet auch, dessen Bedürfnisse zu erkennen und ernst zu nehmen. Auch darin drückt sich echtes Interesse aus. Das bedeutet nicht, dass alle Bedürfnisse jederzeit erfüllt werden müssen. Es zeigt Ihnen aber, wie der/die Andere „tickt“.
- Kommunizieren Sie respektvoll!
Spätestens an diesem Punkt offenbart sich, ob Wertschätzung wirklich eine Haltung oder nur ein Lippenbekenntnis ist. Fehler und Probleme sollten ausgesprochen werden. Wichtig ist, wie Sie sie ansprechen. Erklären Sie z. B., warum es ein Problem war und welche Folgen daraus entstehen. Geben Sie Ihrem/Ihrer Mitarbeiter*in aus eigenem Antrieb die Chance, daraus zu lernen und es beim nächsten Mal besser zu machen. „Was können/wollen Sie ändern?“
- Vertrauen Sie!
Vertrauen wirkt enorm leistungssteigernd. Vertrauen wohnt die Gewissheit inne, sich auf den/die andere/n wirklich verlassen zu wollen und zu können. Und bereits das ist Ausdruck hoher Wertschätzung. Übertragen Sie also Mitarbeiter*innen Verantwortung und vertrauen Sie ihnen anspruchsvolle Aufgaben an, die sie eigenverantwortlich managen dürfen. Geben Sie ihnen die dazu nötigen Freiräume.
- Erkennen und fördern Sie Talente!
Identifizieren Sie die Talente Ihrer Mitarbeiter*innen. Erkennen Sie deren individuelle Fähigkeiten und geben Sie ihnen die Möglichkeit, diese Fähigkeit zu nutzen und auch weiterzuentwickeln.
Nicht zuletzt:
- Geben Sie etwas zurück!
Revanchieren Sie sich und zeigen Sie damit, wie wertvoll die gezeigte Leistung oder auch ein Gefallen tatsächlich für Sie war. Das kann ein gemeinsamer Spaziergang ohne Arbeitsthemen, aber auch ein kleines Geschenk sein. Wer sich zuvor richtig „reingehängt“ hat, freut sich sicher. Verschenken Sie kleine Aufmerksamkeiten, die Schokolade, die Flasche Sekt, der Blumenstrauß an einem. besonderen Tag, z. B. Geburtstag, Valentinstag. Auch hier gilt: Schauen Sie dabei auf die „Vorlieben“ der jeweiligen Person, nicht jeder mag „Süßes“.
Was noch erwähnenswert ist…
Die Wertschätzung für den/die andere/n steht stets in Konkurrenz zu unserem eigenen Ego. Was wir an einem/einer anderen schätzen, könnte uns selbst unter Umständen abwerten. Wer sich nicht selbst auch einmal an die zweite Stelle setzen und hinter einem anderen einreihen kann, hat Schwierigkeiten, anderen echte Anerkennung zu schenken. Sich selbst zurückzunehmen, ist nicht leicht.
Voraussetzung dafür ist ein gesundes Selbstwertgefühl. Nur wer sich selbst mit all seinen Stärken und Schwächen akzeptiert, kann auch die Stärken anderer Menschen wirklich wertschätzen.
„Ein Mensch der sich geschätzt fühlt, wird immer mehr leisten bzw. geben, als von ihm erwartet wird.“
Jochen Mai, Gründer von karrierebibel.de
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