„Wenn Dir das Leben Zitronen bietet, mach‘ Limonade daraus“

Effectuation

In einer immer weniger „vorhersagbaren“ und vorhersehbaren“ Umwelt ist eine kausale Logik zur Erreichung vorgegebener/vereinbarter Ziele nicht mehr immer hilfreich.

Der Effectuation-Zugang ermöglicht uns einen flexibleren Zugang in Richtung Zielerreichung und stellt die kausale Logik quasi vom Kopf auf die Füße.

Die Effectuation-Prinzipien:

  1. Mittelorientierung – Das „Bird in the hand“-Prinzip

Während in der kausalen Logik die Auswahl der Mittel zur Zielerreichung im Fokus stehen, konzentrieren wir uns darauf, Ziele zu finden, die sich mit den vorhandenen Mitteln erreichen lassen.

  • Leistbarer Verlust

In der kausalen Logik bestimmt der erwartete Ertrag den Einsatz der Mittel. Im Effectuation-Ansatz hängt der Einsatz vom leistbaren Verlust ab.

  • Umstände und Zufälle – Das „Lemonade“-Prinzip

Während ich in der kausalen Logik alles daransetze, mich bei meiner Zielverfolgung von Umständen und Zufällen abzugrenzen, nutzt Effectuation genau diese Umstände und Zufälle.

  • Vereinbarungen und Partnerschaften

Die kausale Logik sucht die „richtigen“ Parteien und vereinbart Schnittstellen. Die Effectuation-Logik geht Vereinbarungen mit denen ein, die wirklich bereit sind, mitzumachen.

Die Ausgangssituation:

Ganz kausal logisch plante und buchte ich Weihnachten für meine Gattin und mich sowie ein befreundetes Paar und zwei Hunde zu meinem Geburtstag im Juni nächsten Jahres:

  • 2 Nächte im Schloss Frauenthal in der Weststeiermark
  • 2 Golfrunden im angeschlossenen Golfclub Frauenthal
  • Frühstück und Abendessen jeweils im Club-Restaurant

Zum Zeitpunkt unserer Anreise hatte es tagelang geregnet, so dass wir es mit folgenden volatilen und im Vorfeld nicht geplanten Umständen zu tun hatten:

  • Der Golfplatz war wegen Unbespielbarkeit gesperrt
  • Das Club-Restaurant hatte über meinen Geburtstag geschlossen

Gleichzeitig hatten wir mit den Zimmern im Schloss eine perfekte Unterkunft für zwei Tage gefunden (incl. großer Wiese hinter dem Schloss für die Hunde) und lernten einen ausgesprochen freundlichen und bemühten Gastgeber kennen, der uns persönlich begrüßte.

Wie gestalten wir die kommenden zwei Tage miteinander?

Meine erste Reaktion war, minutenlang am Fenster zu stehen, das Wetter zu beobachten und bei jeder Regenpause immer wieder zu überlegen, ob sich das geplante Programm nicht doch noch ausgeht (kausal logisch, aber nicht sehr hilfreich, weil ich nicht wirklich Einfluss auf das Wetter hatte).

Im Effectuation-Modus

  1. Mittelorientierung – Welche Mittel standen uns zur Verfügung?
  • Zwei Autos
  • Vier webfähige Smartphones
  • Festes Schuhwerk

Wir googelten Ausflugsmöglichkeiten rund um Frauenthal und stießen auf einen geöffneten Tierpark, in dem unsere Hunde zum ersten Mal Kamele sahen und ihre helle Freude (angeleint natürlich) mit freilaufenden Enten und Hasen hatten.

  • Leistbarer Verlust – Was konnten wir uns leisten zu verlieren

Die zwei Tage sollten nicht „verlorene Tage“ sein. Jede/r von uns hatte Interesse daran, unabhängig von meinem Geburtstag, zwei schöne Tage miteinander zu gestalten, um nicht „umsonst“ nach Frauenthal gekommen zu sein.

  • Umstände und Zufälle Wenn Dir das Leben Zitronen gibt, mach‘ Limonade daraus

Ja; das ursprüngliche Ziel ließ sich zu diesem Zeitpunkt nicht erreichen. Museen waren wegen der Hunde ausgeschlossen – und gleichzeitig – wann waren wir schon das letzte Mal in einem Tierpark gewesen und hatten uns Zeit genommen, auf einem Spaziergang „Tiere zu schauen“. Why not?

  • Vereinbarungen und Partnerschaften – Gute Tipps vom Gastgeber*innen

Statt die „10 besten Restaurants rund um Frauenthal“ zu Googlen, banden wir unseren freundlichen Gastgeber ein. Innerhalb von Minuten hatten wir per E-Mail eine Liste von Restaurants, Gasthäusern und Buschen Schänken, sortiert nach persönlicher Empfehlung des Gastgebers, dem viel an unserem persönlichen Wohlergehen lag.

Und wie sah der Geburtstag jetzt aus: Statt im Clubrestaurant zu frühstücken, golfen zu gehen und zu Abend zu essen, trafen wir uns nach dem Frühstück auf unseren Zimmern, besuchten den Tierpark, gingen in einem bekannten Kaffeehaus in Frauenthal Kaffee trinken, kauften bei einem Schilcher-Winzer Wein ein und stießen am Nachmittag im Schlosspark auf meinen Geburtstag an. In einem der empfohlenen Restaurants verbrachten wir einen geselligen Abend und verabredeten uns für September auf zwei weitere Tage im Schloss.

Nicht warten – mitgestalten

Ich kann versuchen, in volatilen Situationen an meinem ursprünglichen Plan der Zielerreichung festzuhalten mit dem Effekt, dass sich das Ziel nicht erreichen lässt und mich die Rahmenbedingungen handlungsunfähig machen, weil ich keinen Einfluss auf diese habe.

Oder aber ich löse mich von meiner kausalen Logik, lasse mich auf Experimente ein und suche mir hilfreiche Partnerschaften.

Für die Zusammenarbeit in solchen Situationen gilt: Wir müssen uns von Passagieren in einem Firmenflugzeug, in dem andere für unseren Komfort und unsere Zukunft verantwortlich sind, zu Piloten entwickeln, die die Verantwortung übernehmen und die Zukunft mitgestalten.

Da die Welt immer flüchtiger, transparenter und in ständigem Wandel begriffen ist, wird die Anwendung der Wirkungsprinzipien immer wichtiger werden.

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