Das innere Team eignet sich besonders gut als Intervention im Einzelcoaching. Dabei geht es darum, dem Kunden seine verschiedenen inneren Anteile bewusst zu machen und aus der oft vorhandenen Heterogenität dieses Teams eine Ressource und Stärke zu entwickeln.
Beim
hier vorgestellten Coachingprozess, der als begleitende Maßnahme eines
Führungskräfteentwicklungsprojekts durchgeführt wurde, wollte der Kunde
eine Entscheidung mit dem Coach reflektieren.
Sein Anliegen war
es, die Entscheidung, die er eigentlich schon getroffen hatte, nochmal
„abzuklopfen“ um ein besseres Gefühl zu bekommen. Im Rahmen der Ziel-
und Auftragsklärung (eines der wichtigsten Elemente im Einzelcoaching)
äußerte der Kunde eine innere Unentschlossenheit und unterschiedliche
Stimmen zur Entscheidung.
Auf die Frage des Coaches, wem denn die Stimmen gehören, wurden folgende drei Player des inneren Teams identifiziert:
Der Gasgeber
Der Gasgeber will endlich weiterkommen. Ihm dauert alles schon viel zu
lang. Er will den nächsten Schritt machen und setzt Geschwindigkeit vor
Qualität.
Der perfektionistische Zweifler
Der Zweifler meldet sich immer dann zu Wort, wenn eine Entscheidung mit
weitreichenden Auswirkungen kurz vor dem Abschluss steht. Er
bezweifelt, dass bereits alle Aspekte der Entscheidung betrachtet und
analysiert wurden. Sein Motto: „Lieber nochmal nachdenken“.
Der optimistische Pragmatiker
Der Pragmatiker hält nichts von langem Analysieren sondern vertraut
darauf, dass es schon gut ausgehen wird. Er fokussiert auf die Handlung
und deren Auswirkungen. Dabei verlässt er sich auf sein Bauchgefühl.
Auf die Frage, wer aus diesem Team denn die Führung hat, meinte der
Kunde, dass es sich genau dabei um das Problem handle. Mal gewinnt der
Zweifler die Oberhand, mal der Pragmatiker. Und der Gasgeber erzeugt
eine ständige innere Unruhe, weil nichts weitergeht.
Auf die
nächste Frage des Coaches, was die drei denn bräuchten, um sich zu
einigen, antwortete der Kunde: „Einen Coach“. Die Einladung, einmal
selbst in diese Rolle zu schlüpfen und das Team zu coachen, nahm der
Kunde gerne an.
In der nächsten Phase gelang es dem Kunden,
durch einen Dialog mit seinem inneren Team die Bedürfnisse und Ziele der
einzelnen Player zu identifizieren:
- Dem Zweifler ging es primär darum, den Kunden zu beschützen. Ihm war es wichtig, gehört zu werden. Insbesondere vom Gasgeber fühlte er sich bedroht und ignoriert.
- Spannend war dann, als der Gasgeber offenbarte, dass sein Ziel ebenfalls war, den Kunden zu beschützen.
Die Identifikation dieses gemeinsamen Ziels war schließlich der Durchbruch im Coachingprozess:
Dem Kunden wurde plötzlich bewusst, dass gerade die Kombination aus Zweifler und Gasgeber, die er bisher eher negativ und „nervend“ empfand, in der Vergangenheit oft eine seiner größten Stärken darstellte.
Gemeinsam mit dem Pragmatiker, der die notwendige Portion (Selbst-)vertrauen beisteuerte, entwickelte der Kunde letztendlich ein gutes Gefühl für die Entscheidung, das bisher noch gefehlt hatte.
Recent Comments