In seinem neuesten Werk „Generation arbeitsunfähig: Wie uns die Jungen zwingen, Arbeit und Gesellschaft jetzt neu zu denken“, erschienen im April 2024, beleuchtet Rüdiger Maas, Gründer des Institutes für Generationsforschung Augsburg, die Herausforderungen und Missverständnisse, die rund um die Generation Z in Bezug auf Arbeitseinstellung und Leistung bestehen.
Die neue Generation am Arbeitsmarkt tritt nicht mehr aus einem Zwang heraus eine Arbeitsstelle an, sondern aus einer bewussten Entscheidung. Rüdiger Maas gelingt es, die gängigen Vorurteile über die Generation Z humorvoll und anschaulich darzustellen, und stellt diese auch den vorhergehenden Generationen gegenüber.
In seinem Buch spricht er sehr direkt Arbeitgeber*innen an und wie diese mit der Generation Z neue Wege gehen können.
Als Gründer des Institutes für Generationsforschung stützt der Autor seine Argumentation auf wissenschaftliche Erkenntnisse und auch auf persönliche Erfahrungen. Er beschreibt, wie die Generation Z in einer von Digitalisierung geprägten Welt aufwächst und dabei eine Vielzahl von Möglichkeiten und Informationen zur Verfügung hat – eben die „Qual der Wahl“, welche sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringt.
Das Buch legt dar, dass nicht nur die Generation Z für mögliche Defizite im Arbeitsengagement verantwortlich ist, sondern nimmt auch deren Eltern in die Pflicht, die ihre „Rockstars“ einerseits auf ein Podest stellen und ihnen andererseits wenig zutrauen. Rüdiger Maas beleuchtet dies aus unterschiedlichen Perspektiven und ermöglicht es den Leser*innen, ein umfassendes Bild zu gewinnen.
Besonders hervorzuheben ist die Analyse der sozialen Dynamiken innerhalb der Generation Z. Denn diese Generation scheut oft den zwischenmenschlichen Dialog, „versteckt“ sich hinter der digitalen Welt, was zu einem Mangel an offenen Diskussionen führt.
Rüdiger Maas argumentiert weiter, dass die Generation Z ein starkes Bedürfnis nach Wertschätzung und persönlicher Entwicklung verspürt und mit Kritik, aufgrund des „Rockstar“-Daseins aus dem Elternhaus, nur schwer umgehen kann. Dies ist besonders relevant für Unternehmen, die sich eben um genau diese Talente der Generation Z bemühen müssen.
Folgende wesentliche Handlungsempfehlungen für Führungskräfte und Personalverantwortliche beschreibt, der Autor in seinem Buch:
- Ein zentraler Punkt ist das Bedürfnis nach einer menschenzentrierten Unternehmenskultur und einer Diversität, die den individuellen Bedürfnissen der jungen Mitarbeiter*innen gerecht wird.
Teamgrößen sollten zukünftig kleiner gehalten werden, um einen stärken Austausch mit mehr Feedbackschleifen gewährleisten können, denn dies benötigt die Generation Z, um langfristig im Unternehmen zu bleiben.
Gleichzeitig zeigt Rüdiger Maas deutlich auf, dass die Sorgen über die Jugend kein neues Phänomen sind, sondern tief in der menschlichen Geschichte verwurzelt. Aber aufgrund von geschickten Marketingmaßnahmen ist gerade dieser Generationenkonflikt zwischen Generation Z und Babyboomer, präsenter als nie zuvor.
Der Autor ermutigt Arbeitgeber*innen, die Perspektiven der Generation Z ernst zu nehmen und gemeinsam neue Wege in der Arbeitswelt zu beschreiten.
- Ein weiteres zentrales Thema, welches in dem Buch beschrieben wird, ist die Notwendigkeit eines positiven Arbeitsklimas, das für die Generation Z von entscheidender Bedeutung ist.
Während frühere Generationen oft um solche Bedingungen kämpfen mussten, ist dies für die Generation Z als selbstverständlich, zudem sie auch meist aus einem sehr behüteten elterlichen Umfeld kommen.
Wie bereits erwähnt, wächst die Generationen Z, in einer Welt heran, in der sie nicht mehr arbeiten „müssen“, sondern die Wahl haben und das ist der entscheidende Unterschied zu der Babyboomer Generation – besonders im Hinblick auf die Themen Leistung und Arbeitseinstellung. Der Beruf hat für viele junge Menschen an Bedeutung verloren und es ist signifikant zu beobachten, dass die Identifikation mit der Arbeit immer mehr schwindet, so Maas.
Auch die Eltern der Generation Z leisten ihren Beitrag zu dieser manchmal etwas lockeren Arbeitseinstellung. Sie sind überwiegend die engsten Bezugspersonen und ihre Meinung ist den jungen Menschen wichtig. Dieses Faktum sollte somit auch bei Bewerbungsprozessen in Unternehmen berücksichtigt werden. Denn meistens trifft die Generation Z die Entscheidung, ob sie eine Arbeit annehmen, nicht allein, sondern involvieren aktiv ihre Eltern.
- Ein weiterer wichtiger Punkt, den Maas anspricht, ist die „Optionsdepression“.
Diese entsteht aus der Fülle von Möglichkeiten, die die Generation Z zur Verfügung stehen und diese Vielfalt kann oft zu Unzufriedenheit führen. Da die ständige Abwägung zwischen zahlreichen Optionen das Gefühl der Entschlossenheit und Zufriedenheit mindert.
Rüdiger Maas empfiehlt, in Bewerbungsgesprächen klare und begrenzte Optionen zu präsentieren und nicht das breite Spektrum an Fringe Benefits den Bewerber*innen gleich auf den Tisch zu legen. Hier ist es förderlich, nur ein bis zwei Optionen, welche wirklich spannend sein könnten, dem/der Bewerber*in aufzuzeigen, dies kann den Entscheidungsprozess erleichtern und die Zufriedenheit bei dem/der Bewerber*in steigern.
Des Weiteren sollten sich Unternehmen auch der Herausforderung stellen, nicht nur mit materiellen Anreizen zu überzeugen, sondern vor allem durch emotionale Bindung innerhalb des neuen Teams und ein authentisches Bild des Unternehmens und dessen Kultur aufzeigen. Denn die Generation Z sucht nach dem Gefühl der Zugehörigkeit und Wertschätzung.
- Auch das Thema Digitalisierung darf bei der Betrachtung der Generation Z nicht verabsäumt werden.
Denn sie sind von klein auf stark digital geprägt und haben, wie bereits erwähnt, oft Schwierigkeiten, analoge soziale Interaktionen zu meistern. Das bedeutet, diese Generation neigt dazu, sich mehr auf Technologie zu verlassen als auf das Wissen anderer Menschen. Zudem haben sie auch Schwierigkeiten, auf unbekannte Menschen zuzugehen oder persönliche Gespräche zu führen, so Maas.
Somit prallen in der Arbeitswelt unterschiedliche Denksystem aneinander. Die Generation Z, mit ihrer digitalen Denkweise und die Generation der Babyboomer, welche einem analogen Denksystem angehören. Und diese beiden unterschiedlichen Denksysteme sinnvoll und effizient im Unternehmen einzusetzen, wird wesentlich für den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens sein.
Das bedeutet, ältere Generationen, wie die Babyboomer, sollten als Vorbilder fungieren und ihre Erfahrungen und Werte vermehrt im Unternehmen einbringen, sodass die jüngeren Generationen von ihnen lernen können. Gleichzeitig müssen Unternehmen flexibler und anpassungsfähiger werden, um den Bedürfnissen der jüngeren Mitarbeiter*innen gerecht zu werden. Es gilt hier die richtige Balance zwischen den Generationen zu finden und wie ich diese für das Unternehmen gezielt einsetzen und nutzen kann.
Abschließend nimmt Rüdiger Maas noch den gängigen Leistungsbegriff unter die Lupe. Er stellt fest, dass die jüngeren Generationen eine neue Definition von Erfolg anstreben, die weniger auf Arbeit und Karriere fokussiert ist, sondern mehr auf Freizeit, Erholung und persönliche Erfüllung. Diese Verschiebung bringt die Herausforderung mit sich, dass traditionelle Werte und Hierarchien in Unternehmen zunehmend hinterfragt werden müssen.
Ein zentraler Aspekt der Diskussion ist das Konzept von „New Work“, das Arbeit so gestalten möchte, dass sie zur Selbstverwirklichung und Kreativität beiträgt. Die Implementierung solcher Konzepte erfordert eine Unternehmenskultur, die Offenheit und Mitbestimmung fördert.
Flache Hierarchien und teamorientiertes Arbeiten werden als Schlüssel zu einem produktiven und motivierenden Arbeitsumfeld angesehen, welches auch den „alten“ Leistungsgedanken in den Hintergrund stellt. Es geht um das gemeinsame Erschaffen und Gestalten – weg von dem Ich-zentrierten-Handeln und hin zu einem starken Wir-Gefühl in Unternehmen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Rüdiger Maas in „Generation arbeitsunfähig“ wertvolle Einsichten bietet, wie Unternehmen sich an die Bedürfnisse der Generation Z anpassen können. Durch eine Kombination aus Verständnis, Geduld und einem klaren Fokus auf die Schaffung eines positiven Arbeitsumfelds können alte und neue Generationen voneinander lernen und gemeinsam eine produktive Zukunft gestalten.^
Dieses Buch hat Manuela Fuchs für Sie gelesen und besprochen.
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