Kennen Sie das?

Eine Kollegin oder ein Kollege bittet Sie darum, eine Aufgabe zu übernehmen oder etwas zu erledigen. Eigentlich sind Sie gar nicht dafür zuständig. Außerdem haben Sie selbst gerade mehr als genug zu tun. Aber Sie möchten ja nicht als unfreundlich oder nicht hilfsbereit gesehen werden. Oder gar den/die andere/n vor den Kopf stoßen. Also sagen Sie zu und übernehmen die Aufgabe, obwohl Sie eigentlich viel lieber „Nein“ sagen würden.

Wie kann es also gelingen, auf wertschätzende und respektvolle Art und Weise „Nein“ zu sagen? Schließlich geht es ja nicht um die Ablehnung der Person, sondern um die Ablehnung der Bitte einer Person. Hier also meine Top 3 Empfehlungen.

1.    Mein Bedürfnis – Dein Bedürfnis

Der erste Schritt ist, sich seiner eigenen Bedürfnisse bewusst zu werden. Die Erfüllung der Bitte einer anderen Person würde ja bedeuten, das Bedürfnis dieser Person (nach Unterstützung) über Ihr eigenes Bedürfnis zu stellen. Viele Menschen negieren ihre eigenen Bedürfnisse oder finden es nicht in Ordnung, ihren eigenen Bedürfnissen Vorrang zu geben. Warum eigentlich? Warum sollten Sie die Bedürfnisse des/der anderen über Ihre eigenen stellen? Jeder Mensch hat Bedürfnisse und Sie haben das Recht, zu Ihren eigenen Bedürfnissen zu stehen – das macht Sie nicht zu einem schlechten Menschen.

2.    Soft to people – hard to facts

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, „Nein“ zu sagen. Die Art und Weise macht den Unterschied. Hilfreich dabei kann sein, das Bedürfnis des/der anderen grundsätzlich zu akzeptieren. Eine mögliche Formulierung könnte sein: „Ich kann gut verstehen, dass Du diese Aufgabe abgeben möchtest.“ Und dann das eigene Bedürfnis zu kommunizieren, z. B. „ich schaffe es derzeit nicht, das Thema zu übernehmen, da ich selbst gerade in Arbeit untergehe“.

Die eigene Situation bzw. das eigene Bedürfnis transparent zu machen, kann dem/der anderen dabei helfen, die Ablehnung der Bitte besser zu verstehen und besser damit umgehen zu können. Eine weitere Möglichkeit ist es, den/die andere/n dabei zu unterstützen, alternative Lösungen zu finden. Vielleicht gibt es andere Kolleg*innen, die gerade mehr Zeit oder ein besonderes Interesse für genau diese Aufgabe haben. Oft findet man so gemeinsam sehr gute Lösungen.

3.    Bitte warten …

Wenn Sie jemand bittet, eine Aufgabe zu erledigen ist es oft nicht nötig, sofort eine Antwort zu geben. Es ist vollkommen legitim, darüber nachzudenken. Und das braucht Zeit. Eine mögliche Formulierung könnte sein: „Ich werde darüber nachdenken und melde mich morgen bei Dir.“ Damit haben Sie zwar noch nicht „Nein“ gesagt, aber zumindest dem/der anderen kommuniziert, dass Sie die Aufgabe nicht einfach sofort übernehmen können. Und Sie selbst haben Zeit gewonnen, um sich die Sache durch den Kopf gehen zu lassen und Ihre eigenen Bedürfnisse zu erforschen.

Fazit

Sagen Sie nicht „Ja“, wenn Sie eigentlich „Nein“ sagen möchten. Natürlich macht es oft Sinn, die Bitten / Wünsche anderer zu erfüllen. Aber es sollte immer eine bewusste Entscheidung sein, die Sie nicht im Nachhinein bereuen.

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