„Die Fähigkeit zu lernen ist für Mensch und Tier eine Grundvoraussetzung dafür, sich den Gegebenheiten des Lebens und der Umwelt anzupassen, darin sinnvoll zu agieren und sie gegebenenfalls im eigenen Interesse zu verändern.“

 (Wikipedia)

Seit ich vor einigen Jahren einen 30-jährigen Seminarteilenehmer hatte, der mir mitteilte: „Ich bin zu alt zum Lernen“, überlege ich immer wieder, wie ich für mich selbst und für meine Seminarteilnehmer*innen Lernen auch zukünftig erfolgreich gestalten kann.

Wie lernen wir als Kinder (lernen)?

Eine interessante Aussage habe ich neulich von einem Freund gehört: „Ich habe mein Kind in einem Waldkindergarten angemeldet. Ich habe mir den Kindergarten angesehen und das übliche Spielzeug vermisst. Auf meine Frage, warum ich kein Spielzeug sehe, bekam ich die Antwort, dass dies nicht erforderlich sei, damit Kinder lernen. Im „Wald“ ist alles vorhanden. Als ich den Kindern zusah, beobachtete ich die emsige Beschäftigung der Kinder.“

Auch als Erwachsene können wir bis ins hohe Alter lernen. Wir lernen nur anders als Kinder. Erwachsene brauchen einen Anstoß, damit sie lernen.

Unternehmen investieren Zeit und Geld in die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden und bieten von einzelnen Themen bis hin zu ganzen Programmen verschiedenste Fortbildungsmöglichkeiten an.

Wann macht mir persönlich Lernen Spaß?

  • Mich fasziniert Neues, andere erschreckt Neues.
  • Mir hilft es, wenn ich mir als Erstes klarmache, wozu ich den Inhalt lernen will/soll. Das kann einen Anwendungshintergrund haben. Es kann auch einfach ein Thema sein, was mich interessiert oder das neu ist. Manchmal lege ich auch einfach los.
  • Bei manchen Themen habe ich ein Ziel (Abschluss, Zertifikat), bei anderen Themen verhalte ich mich sehr „agil“: Ich lerne einen Baustein, dann folgt ein nächster.
  • Ich konzentriere mich auf kurze Sequenzen in ruhiger Umgebung. Andere mögen längere Blöcke und Hintergrundmusik.
  • Ich probiere Gelerntes gerne sofort aus und wende es an. Andere lernen gerne „auf Vorrat“.
  • Ich tausche mich gerne mit einem/einer Lernpartner*in oder in einer Gruppe aus. Das bringt mir zusätzliche Aspekte, neue Gedanken und Anwendungsfelder.
  • Ich lerne nicht gerne auswendig, sondern will verstehen, einen Gesamtzusammenhang erkennen und Gelerntes einordnen.
  • Ich bin jemand, der permanent lernt. Wenn man neu anfangen muss, dauert es wahrscheinlich länger, bis Lernen wieder geht. Ich bin und bleibe – wie beim Sport – in Übung.
  • Ich mache mir zu Themen eigene Aufzeichnungen und Notizen.
  • Frische Luft und Bewegung helfen mir, Gelerntes zu verarbeiten und zu behalten.
  • Ich mag spielerisches Lernen, andere empfinden es als Kinderei.
  • Ich hasse verlieren. Ich brauche zwar keinen „Orden“, aber ich gewinne gerne. Andere lieben es, Sieger zu sein um eine Auszeichnung/ein Zertifikat zu erhalten.

Was ich mir als Trainerin immer wieder vor Augen führe: Lernen läuft nicht bei allen Menschen gleich ab. Jede/r hat andere „Lernkanäle“ und Erfahrungen.

Die Zukunft des Lernens

Lernmethoden und -technologien werden sich in Zukunft auch für Erwachsene stark verändern. Nicht nur die Inhalte, sondern auch die Art, wie wir lernen und die Geschwindigkeit, in der wir lernen müssen, wird erheblich zunehmen.

Hierzu einige Thesen:

  • In der Schule und im Elternhaus geht es in Zukunft nicht mehr (nur) um das Vermitteln von Wissen, sondern vor allem darum, Kindern beizubringen, wie sie selbständig lernen können, also „Lernen“ lernen als eines der Hauptfächer.
  • Die Schule für Kinder wird in Zukunft nicht mehr ein Lernort sein, sondern mehr ein Praxiserfahrungsort.
  • Für Erwachsene bzw. Weiterbildungsseminare wird es nicht mehr den Bildungskatalog geben, sondern gezielte Wissensvermittlung und -aneignung mit Online-Sequenzen und ergänzendem Praxiserfahrungsaustausch.
  • Lernen in Unternehmen wird sich in Zukunft nicht mehr nur an Wissen, sondern stärker an Kompetenz orientieren.
  • Lernen wird zunehmend modularisiert und personalisiert, d.h. in kleinen Happen, sehr bedarfsorientiert vermittelt, weniger in großen Blöcken.
  • Für unser Lernen sind wir in Zukunft zunehmend selbst verantwortlich. Wir werden es selbst gestalten und organisieren müssen und dürfen.
  • Wir werden fehlertolerant lernen müssen, d.h. das Ausprobieren darf auch mit Fehlern und einem neuen Anlauf verbunden sein.
  • Lernen wird sich mehr an dem/der Einzelnen, seinen/ihren Lernvorlieben und seinen/ihren Erfahrungen ausrichten können.
  • Als Trainer*in wird sich mein Job von dem/der Lehrenden für Erwachsene zum/zur Lernbegleiter*in verändern.

Lerntrends und aktuelle Methoden:

Digitale Methoden werden eine immer größere Rolle spielen. Als Erwachsene tun sich die meisten von uns damit noch sehr schwer. Wir haben anders Lernen gelernt. Kinder wachsen, auch aus der aktuellen Pandemie-Situation heraus, ganz anders auf und werden auch in Zukunft anders lernen.

Online-Lernen ist nicht mehr nur Corona geschuldet, sondern wird zum Normalfall. Vor allem bei der Weiterentwicklung von Erwachsenen hat das digitale Lernen auch Vorteile: Es lässt sich gut in meinen Alltag integrieren, ich kann lernen, wann ich Zeit und Lust dazu habe.

Einige Beispiele für Lerntrends:

  • Blended Learning

Beim Blended Learning – „Integriertes Lernen“ – wird Präsenz und Online verbunden, Zunächst wird Wissen vom Lernenden online erworben, wann auch immer er/sie Zeit und Lust hat. Zu vereinbarten Terminen kann dann der/die Lernende mit einem/einer Lehrenden Kontakt aufnehmen, Fragen stellen, Themen diskutieren und aufarbeiten.

  • Learning Nuggets

Learning Nuggets sind Online-„Lernsnacks“: kleine Lerneinheiten, die ein kurzes Upgrade oder eine Einordnung zu einem bestimmten Thema geben. Ein konkretes Problem, ein aktueller Anlass können die Auslöser sein. Auch kurze Texte, Videos, Schaubilder und ein kleiner Quiz zu unterschiedlichsten Themen sind Learning Nuggets

  • Micro Learning

Micro Learnings sind kurze Lern-Sessions mit übersichtlichem und komprimiertem Inhalt. Sie können schnell bearbeitet und umgehend umgesetzt bzw. ausprobiert werden.

  • Lernen in der Online-Community

Eine spannende Möglichkeit ist die Bildung von Communities im Internet. In Online-Communites (z.B. Twitter, LinkedIn) in den sozialen Netzwerken werden kurze Informationen und Nachrichten, teilweise im Telegrammstil, dargestellt und ausgetauscht.

  • Barcamps

Barcamps sind Veranstaltungen mit einem offenen Workshop-Konzept, bei dem die Teilnehmenden sehr stark mitgestalten. Barcamps können entweder thematisch komplett offen sein oder zu einem bestimmten Thema, wie z. B. „Lernen“, veranstaltet werden. Obwohl ein „physisches Ereignis“, verschmelzen beim Barcamp die Bereiche „offline“ und „online“. Denn zu den einzelnen Sessions wird auch fleißig unter dem jeweils spezifischen Hashtag des Barcamps getwittert.

  • Künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz (KI) wird künftig vermehrt auch beim Lernen eine Rolle spielen, sowohl in der Schule als auch in der Erwachsenenbildung. KI beim Lernen passt Lerninhalte und Lernmethoden auf die Vorlieben und Vorkenntnisse des Lernenden an. Sie steuert ein individuell zugeschnittenes Lernerlebnis und spezifische Lerninhalte.

  • Coaching

Im Coaching bearbeitet der Coach mit seinem Coachee gemeinsam an der beruflichen und/oder privaten Weiterentwicklung des Coachee. Wünsche werden erkannt, Problemfelder besprochen und Strategien für konkrete Maßnahmen entwickelt. Der Coachee entwickelt sich weiter, erzielt Erfolge und verbessert sein mentales Wohlbefinden.

  • Peer-to-Peer-Coaching

Peer-to-Peer-Coaching bedeutet „kollegialer Austausch“. Kolleg*innen bilden eine Lerngemeinschaft, in der sie sich gegenseitig zu definierten Themen beraten und/oder gemeinsame Strategien entwickeln.

  • Gamification

Beim Gamification werden spielerischer Elemente in einen spielfremden Kontext eingebracht, also das, was uns als Kindern Spaß gemacht hat. Es spricht unseren menschlichen Spieltrieb an.

Als Kind lernen wir z. B. sehr viel mit Spielen, Puzzeln, Lego, Karten- oder Rechenspielen, Basteln, Ausprobieren. Der Spaß beim Spielen wird mit einem Lerneffekt verbunden und so auch die Lernmotivation erhöht. Die Lernenden sind mit Engagement bei der Sache, nehmen das Gelernte schneller auf und erinnern sich besser an die Inhalte und Erfahrungen.

Auch kleinere Elemente schaffen Motivation: Fortschrittsbalken, ein Quiz zur Überprüfung der Lernergebnisse, Abzeichen (Badges), Coupons als Belohnung, Zertifikate, Punktekonten, Ranglisten, grafische Elemente, Avatare verbinden Lernen und den Spaß beim Spielen. Das funktioniert bei Kindern wie bei Erwachsenen.

Fazit ist: Die Zukunft des Lernens bringt viel Anderes, inhaltlich und methodisch. Wenn wir uns darauf einlassen, bringt sie auch Spaß.

Wann macht Dir/Ihnen Lernen (auch in Zukunft) Spaß?

Gerne würde ich mich mit Ihnen/ mit Dir, liebe(r)Leser*in, dazu austauschen.

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