In den letzten Wochen habe ich aus meinem Netzwerk einige sehr interessante Kommentare zum Thema agiles Arbeiten in Corona-Zeiten gehört. Viele Unternehmen haben ihre agilen Pilot-Projekte gestoppt, manche Führungskräfte haben auf „Command-Line“ umgestellt und nutzen Dailys zur Befehlsausgabe ähnlich einem Morgenappell beim Militär. Andere wieder lassen ihre Teams allein und nehmen die eigentlichen Aufgaben der Linie nicht wahr, weil die virtuelle Kommunikation nur schwer oder oft gar nicht funktioniert, um nur ein paar der eher beunruhigenden Beobachtungen der letzten Zeit zu nennen.
Was bedeutet agiles Arbeiten:
Für uns ist Agilität und agiles Arbeiten mehr Mindset als Methode. Beobachtbar ist agiles Arbeiten an einigen Prinzipien, die wir frei jeder Methode, die angewandt wird, als wichtig erachten:
- Iteratives Vorgehen:
Plan – Do – Review-Zyklen sind das genutzte Vorgehensmodell. Nach jedem aktiven Schritt erfolgt ein Review, um die gemachte Erfahrung zu bewerten und in den nächsten Arbeitsschritt einfließen zu lassen. - Der Fokus liegt auf der nächsten Etappe:
Statt detaillierter Planung über die gesamte Projektlänge gibt es eine grobe Richtung, und nur die nächste(n) Etappe(n) sind im Detail ausgeplant. - Kontinuierliches Lernen:
Aus jedem Review werden die wichtigsten Erkenntnisse festgehalten und in der nächsten Iteration als Experiment ausprobiert. Funktioniert der neue Weg, wird er weiter beschritten, funktioniert er nicht, ist das Experiment gescheitert, und neue Erkenntnisse werden genutzt. - Selbstorganisation:
Je nach Reife des Teams arbeiten die Teammitglieder so weit wie möglich selbstorganisiert. Führungskräfte aus der Linie unterstützen dabei, indem sie den Rahmen schaffen, der selbstorganisiertes Arbeiten ermöglicht. - Kunde im Fokus:
Die Bedürfnisse des Kunden – gleich, ob es sich um einen internen oder externen Kunden handelt – stehen im Mittelpunkt. Es geht immer darum, Mehrwert zu schaffen.
Wir sind der Meinung, dass auch während der Corona-Pandemie agiles Arbeiten nach unserer Definition möglich ist. Betrachtet man die Kompetenzen, die agiles Arbeiten während der Pandemie erfordert, wird sehr schnell sichtbar, dass die Kompetenzen, die unter normalen Bedingungen ausreichen, um agil zusammenzuarbeiten, wohl nicht ganz ausreichend sein werden, wenn wir derzeitige Arbeitssituationen betrachten.
Kommunikation findet derzeit vermehrt im virtuellen Raum statt und die Teams, die bisher zumindest im gleichen Haus gesessen sind, arbeiten vermehrt aus dem Homeoffice. Aus unserer Sicht ist das eine der großen Herausforderungen, die es derzeit zu überwinden gilt, um agiles Arbeiten auch weiterhin zu stärken.
Wir erleben im Moment, dass Organisationen hier oft nicht mit der Zeit gehen, interne IT-Abteilungen eher abwinken und sich dafür nicht zuständig fühlen und Menschen, die mit den neuen Collaboration-Tools arbeiten wollen, eher als Sonderlinge betrachtet werden.
Hier ist Umdenken erforderlich:
Personalentwicklung muss die virtuellen Zusammenarbeitskompetenzen stärken, und die IT-Abteilungen sind stark gefordert, funktionierende Konferenzsysteme zur Verfügung zu stellen, wo es ohne großen Aufwand möglich ist, miteinander per Videokamera zu kommunizieren. Virtuelle Tools, wie zum Beispiel Miro oder Mural, ermöglichen auch direkte Zusammenarbeit ähnlich dem analogen Whiteboard oder einer Pinwand.
Wer agile Zusammenarbeit ermöglichen will, ist gefordert, die technischen Voraussetzungen dafür zu schaffen, die Mitarbeiter zu schulen und, im Sinne des kontinuierlichen Lernens, auch das Ausprobieren zu ermöglichen.
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